Winter war noch nie die große Zeit für uns Gleitschirmflieger. Und da ist auch immer diese ekelhafte Übergangszeit zwischen Herbst und Winter. Es ist schon kalt und nass, der Schnee lässt aber noch auf sich warten. Diesmal habe ich diese Zeit genutzt und bin für ein paar Wochen in den brasilianischen Sommer entflohen.
Angefangen hat die Reise in der Hauptstadt des Bundesstaates Santa Catarina, in Florianópolis, weil dort ein alter Freund von mir lebt. Die Stadt erstreckt sich zum größten Teil auf die Insel “Ilha da Santa Catarina”, die oft einfach als Florianópolis bezeichnet wird. Floripa hat eine aktive Fliegerszene und einige spannende Startplätze.
Einmal angekommen, dachte ich schon, ich habe den falschen Ort besucht. Erstmal war täglich viel zu viel Wind zum fliegen. Also haben wir erst mal den nächsten Startplatz nur zu Fuß erkundet und sind anderen Aktivitäten nachgegangen. Aber nach einer Woche war es dann soweit – ich konnte meinen ersten Flug in Brasilien, direkt am und auch über dem Meer machen und habe sofort einige der heimischen Piloten kennengelernt. Und das war mein großes Glück. Die Brasilianer mit ihrer offenen und netten Art haben mir neue Startplätze gezeigt und mir Bescheid gegeben, wenn die Bedingungen vor Ort gut waren.
So durfte ich insgesamt vier Startplätze auf der Insel und auch einen am Festland kennenlernen. Generell kann man sagen, dass das Fliegen dort ziemlich anspruchsvoll ist. Die Fluggebiete am Meer sind meistens sehr starkem Wind ausgesetzt, stärkerem Wind als wir ihn hier in den Alpen kennen. Und meistens wird topgelandet, also wieder oben am (kleinen, von Bäumen umgebenen) Startplatz wieder gelandet.
Nach einer schönen Zeit bei meinem Freund Gaston und den Fliegern aus Floripa bin ich in das schöne Rio de Janeiro weitergezogen. So gut wie jeder Fliege träumt davon, ein Mal und den Cristo Redentor, das Wahrzeichen der Stadt, zu fliegen. Doch gleich am ersten Tag vor Ort kam die Ernüchterung. Bei der Anmeldung am Landeplatz des Fluggebiets bekommt man nun einen Zettel vorgelegt, auf dem man versichert, nicht zur Jesusstatue zu fliegen. Also gut, nach dem kleinen Rücksetzer haben wir uns zum Startplatz fahren lassen. Auf den ersten Blick ist dieser sehr ziemlich einschüchternd. Man steht auf einem Holzgestell, über einem starten die Drachenflieger, meistens mit Tandem, und vor einem sieht man nicht, wie steil der Abgrund ist. Und der Wind kommt auch nicht schön von Vorne, sondern mehr von der Seite. Trotzdem war es unglaublich schön, das erste Mal über Sao Conrado und die Zona Sul richtung Meer zu fliegen. In dem Moment war es auch vergessen, dass man nicht zum Jesus fliegen darf.
Ich bin wirklich dankbar für die vielen Leute, die ich in meinem Urlaub getroffen habe und die Erfahrungen, die ich machen durfte. Ich habe viele schöne Fluggebiete und eine tolle Kultur kennengelernt, was mich und meine Flugerfahrung wieder weitergebracht hat.